80 Jahre 8ter Mai

Ein Kurzkommentar von Oliver H. Herde

Schon wieder ein neuer gesetzlicher Feiertag, wenn auch angeblich nur ausnahmsweise und nur in Berlin! Mich als Historiker erinnert solches zunächst an die Feiertagsschwemme in der römischen Kaiserzeit, welche zur allgemeinen Dekadenz und damit dem Niedergang des Reiches beigetragen haben dürfte.
Was aber soll da eigentlich am 8ten Mai gefeiert werden? Zwar verlautet es offiziell "Tag der Befreiung", doch wer soll da eigentlich wen wovon genau befreit haben?
Die künftigen Besatzer scheiden als Befreier naturgemäß aus, zumal sie manch vorausgegangene Versuche der Friedensverhandlung oder einer Teilkapitulation abgewiesen hatten. Erst Jahrzehnte später im Rahmen des Anschlusses der DDR an die BRD zogen immerhin Russen, Franzosen und Engländer ihre Truppen ab - die Nordamerikaner hingegen bis heute nicht.
Auch das Befreiungsobjekt bleibt unklar, denn Hitler und Goebbels hatten ihr Volk bereits eine Woche zuvor durch Selbstmorde von sich befreit, die NSDAP war kurz darauf von der neuen Regierung Dönitz aufgelöst worden. Selbst von den Konzentrationslagern waren schon viele nach und nach befreit worden, andere mussten noch etwas darauf warten.
Eher schon könnte man den 8ten Mai "Tag der Kapitulation" nennen, wenngleich jene von Karlshorst nur die letzte einer Reihe einzelner Heeresabschnitte war. In Kraft trat der Waffenstillstand allerdings erst mit dem 9ten Mai und nur in Europa. In Ostasien tobte der Krieg noch inklusive der beiden Atombomben Anfang August bis zur japanischen Kapitulation vom 2ten September.
Einen Friedensvertrag mit dem "Deutschen Reich" oder einem seiner Trümmerstaaten hat es bis zum heutigen Tage nie gegeben.

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Oliver H. Herde